Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind Chemikalien, die besondere technische Eigenschaften aufweisen und deshalb breit eingesetzt werden. Sie sind schwer abbaubar und daher in der Umwelt und der Nahrungskette nachweisbar. Das BLV bestimmt die aktuelle Belastung der Bevölkerung mit einem Biomonitoring.
PFAS – Stoffe mit besonderen Eigenschaften
Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS (wegen der englischen Bezeichnung per- and polyfluoroalkyl substances), sind industriell hergestellte Chemikalien. Sie kommen nicht als Naturstoffe vor. Die Stoffgruppe umfasst hunderte von verschiedenen Verbindungen. Ihnen ist gemeinsam, dass es sich um organische Verbindungen handelt, die sehr viele Fluor-Atome enthalten. Das verleiht ihnen besondere technische Eigenschaften: PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und biologisch, chemisch und thermisch äusserst stabil.
Diese Eigenschaften sind bei vielen Anwendungen hochwillkommen. Deshalb werden PFAS bereits seit Jahrzehnten bei vielen Prozessen in der Industrie und in zahlreichen Produkten eingesetzt. Sie kommen zum Beispiel in Textilien, Elektronik, Papierbeschichtungen, Reinigungsmitteln, Farben, Feuerlöschschäumen und Skiwachsen zum Einsatz.
Auswirkungen auf Mensch und Umwelt
Die bei technischen Anwendungen erwünschte Stabilität und Langlebigkeit der PFAS hat eine Kehrseite. Gelangen PFAS in die Umwelt, werden sie durch Einwirkung des Sonnenlichts, durch Mikroorganismen oder andere natürliche Prozesse nicht oder nur sehr langsam abgebaut. PFAS sind deshalb im Boden, in Gewässern, in Pflanzen und in Tieren nachweisbar. Sie können über die Nahrung und das Trinkwasser auch in den Menschen gelangen. Da sie nur langsam wieder ausgeschieden werden, können sich einige PFAS im Körper anreichern und sind im menschlichen Blut nachweisbar.
Epidemiologische Untersuchungen zu den möglichen Auswirkungen von PFAS auf den Menschen, also Studien, die sich auf die Bevölkerung beziehen, wurden durchgeführt. Sie geben Hinweise darauf, dass erhöhte Spiegel bestimmter PFAS im Blut mit Veränderungen einhergehen, die möglicherweise gesundheitlich relevant sind. So scheint die Bildung von Antikörpern nach Impfungen reduziert zu sein. Weiter wurde eine Verbindung mit einem höheren Cholesterinspiegel im Blut und einem geringeren Gewicht von Neugeborenen beschrieben.
Massnahmen der Behörden
Zuvor häufig eingesetzte PFAS wurden verboten, um Gesundheits- und Umweltrisiken zu verringern, die von ihnen ausgehen könnten. So wurde die Verwendung der beiden am besten untersuchten PFAS, die Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und die Perfluoroctansäure (PFOA), in den Jahren 2010 bzw. 2020 in Europa bis auf wenige Ausnahmen verboten. Trotz dieser Verbote sind die Stoffe weiterhin in der Umwelt, in der Nahrungskette und im Menschen nachweisbar.
PFAS gelangen hauptsächlich über die Ernährung in den menschlichen Körper. Besonders relevant sind dabei Fisch und Meeresfrüchte und das Trinkwasser. Zudem können vor allem Innereien und Eier messbare Gehalte an PFAS aufweisen. Für Trinkwasser sind Höchstwerte für einzelne PFAS wie PFOS und PFOA bereits festgelegt. Sie werden nun aufgrund einer Bewertung der EFSA, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, überprüft. Zudem wird das BLV die Festlegung von Höchstwerten in Lebensmitteln prüfen.
Weitere Informationen: Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) (admin.ch)
Exposition der Bevölkerung – fehlende Daten
Die im Menschen nachweisbaren Mengen an PFAS haben weltweit in den letzten Jahren tendenziell abgenommen. Aktuelle Daten für die Schweiz sind allerdings nicht verfügbar. Mit einem Biomonitoring will das BLV deshalb die Hintergrundbelastung der Schweizer Bevölkerung mit PFAS bestimmen. Damit soll die Wirksamkeit der in den letzten Jahren getroffenen Massnahmen von Bund, Kantonen und Industrie abgeschätzt werden.
Studiendesign des Biomonitorings
Im Rahmen des Biomonitorings zur Bestimmung der Belastung der Bevölkerung sollen ca. 1000 Proben von Blutseren untersucht werden. Die Proben stammen von freiwilligen Probandinnen und Probanden im Alter von 20 bis 69 Jahren, welche die erwachsene Schweizer Bevölkerung repräsentieren. Die Probandinnen und Probanden werden im Rahmen einer Pilotstudie für ein nationales Schweizer Human Biomonitoring rekrutiert. Die Gehalte an PFAS werden in den Laboratorien des BLV durch Massenspektrometrie bestimmt. Anhand dieser Stichprobe können dann Rückschlüsse auf die Belastung der erwachsenen Bevölkerung der Schweiz gezogen werden.
Weitere Informationen zur Pilotstudie: Human Biomonitoring Projekte in der Schweiz (admin.ch).
Zeitplan der Arbeiten
Wegen der Covid-19-Pandemie kam es zu grossen zeitlichen Verzögerungen bei der Rekrutierung der Teilnehmenden der Pilotstudie. Das BLV wird die Ergebnisse in Form einer wissenschaftlichen Publikation sowie auf den Internetseiten des BLV veröffentlichen.
Letzte Änderung 30.03.2023